Lüftungskonzept für Österreich
Gute Luftqualität und Schimmelfreiheit sind wesentliche Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlbefinden. Ziel des Projektes war die Schaffung eines Nachweisverfahrens welches zeigt, ob eine natürliche Lüftung bzw. Fensterlüftung bei einer Standardnutzung zur Vermeidung von Schimmelbildung ausreichend, bzw. in Hinblick auf eine ausreichende hygienische Luftqualität zumutbar ist.
Ausgangssituation für das Projekt
Schimmelfreiheit und eine ausreichende Luftqualität sind wesentliche Parameter für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit in Innenräumen wie Wohnhäusern, Büros und Unterrichtsräumen. In den bautechnischen Regelungen der Länder (Basis dazu bildet die OIB Richtlinie 3) ist eine „ausreichende Lüftung" von Innenräumen gesetzlich vorgeschrieben. Welche Art der Lüftung erforderlich ist, bzw. wann eine Fensterlüftung ausreicht, und ob diese unter praktischen Gesichtspunkten im erforderlichen Maße überhaupt zumutbar ist, wird weder im Text, noch in den Erläuterungen zur OIB-Richtlinie konkretisiert und sorgte bisher in der Praxis für viele Unklarheiten, Diskussionen und Streitfälle.
Ziel des Projektes
Ziel des Projektes ist die Schaffung eines Nachweisverfahrens (auf Basis Microsoft-Excel), welches zeigt, ob eine natürliche Lüftung bzw. Fensterlüftung bei einer Standardnutzung zur Vermeidung von Schimmelbildung ausreichend, bzw. in Hinblick auf eine ausreichende hygienische Luftqualität zumutbar ist.
- Nachweis 1: Schimmelfreiheit auf Bauteiloberflächen ohne bzw. gegebenenfalls mit zumutbarem Eingriff der Nutzer:innen.
- Nachweis 2: Gewährleistung einer ausreichenden Luftqualität entsprechend den Richtwerten des Arbeitskreises Innenraumluft des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie – BMK
Methode
Der im Projektantrag formulierte Ansatz im Bereich Schimmelfreiheit, die Ansätze der DIN 1946 auf österreichische Verhältnisse umzuarbeiten, wurde aufgrund der Schwäche des Regelwerks (DIN 1946 liefert das bauphysikalisch falsche Signal, eher undichter zu bauen, verworfen und ein neuer Ansatz gewählt, bei dem das Schimmelrisiko in Prozent für den Anwesenheitsfall mit Nutzer:inneneingriff und den Abwesenheitsfall ohne Nutzer:inneneingriff ausgewiesen wird.
Für den Nachweis einer ausreichenden Luftqualität mit zumutbaren Nutzer:inneneingriff sind keine normativen Ansätze im deutschsprachigen Raum bekannt. Die gewählte Methode vergleicht die berechneten notwendigen Lüftungsintervalle für eine ausreichende Luftqualität durch eine aktive Fensterlüftung mit festgelegten, für Nutzer:innen zumutbaren Zeiträumen zwischen den Lüftungsperioden (z.B. Schlafzimmer 8 Std, Wohnzimmer 2 Std, Büro 2 Std, Klassenzimmer 45 Minuten, ...).
Das Berechnungsverfahren basiert auf dem Monte-Carlo Ansatz. Anstatt einer deterministischen Berechnung werden 1000 Berechnungen mit zufällig variierenden Eingabewerten (wenn nicht durch Nutzer:innen fix vorgegeben) durchgeführt. Dadurch werden Unsicherheiten der Eingabeparameter (z.B. Personenzahl, Feuchteintrag) in der Bewertung berücksichtigt.
Ergebnis
Als Ergebnis steht nun ein Excel Tool und in einem Online Tool zur Verfügung, mit dem das Schimmelrisiko bei Wohnbauten in Prozent und die Zumutbarkeit einer Fensterlüftung zur Erreichung einer ausreichenden Luftqualität bei Wohngebäuden, Schulen, Kindergärten und Büros berechnet werden kann.
Publikationen
Lüftungskonzept Österreich
Schriftenreihe 33/2021
A. Greml, G. Rojas-Kopeinig, R. Pfluger, P. Tappler
Herausgeber: BMK
Deutsch, 87 Seiten